Artikel aus dem Gemeindebrief der Apostelkirche Weilheim:
Neues Leben für ein altes Haus
Kirchenvorstand und Architekt Gunter Kirsch will Huglfinger Gemeindezentrum erhalten
Über die Ortsbesichtigung vom 15. Januar 2022 heißt es: „Dies ist ein (letzter) Versuch dem Gemeindehaus zu neuem Leben zu verhelfen.“ Protokollant war Gunter Kirsch. Der Weilheimer kümmert sich zusammen mit Irene Beige und Martin Herzog (beide wurden an dieser Stelle in anderen Funktionen bereits vorgestellt) um die Zukunft des Huglfinger Gemeindezentrums. Die Ausgangslage: Eine Generalsanierung ist unwirtschaftlich und nicht finanzierbar. Eine Neubebauung und/oder Nutzungsänderung ist derzeit nicht möglich. Die drei Kirchenvorstände haben deshalb seit Herbst 2021 bei mehreren Treffen mit Interessierten ein Nutzungskonzept für das Gebäude, das der Kirchengemeinde gehört, erarbeitet. Die Alternative wäre der Verkauf – wie es die Landeskirche empfiehlt.
Doch Architekt Kirsch ist guter Dinge, dass es dazu nicht kommen muss. Aus dem Gemeindehaus, das derzeit in erster Linie für die regelmäßigen Außengottesdienste genutzt wird, soll ein „Zentrum für sozialökologische Transformation“ werden. Das ergab sich aus den Diskussionen in den zahlreichen Sitzungen. Mit diesem Konzept, so sehen es die Initiatoren, sollte es möglich sein, „das Haus wieder zu beleben und sein vorhandenes Potenzial für das Gemeinwohl zugänglich und nutzbar zu machen“. Das Haus soll katholischen und evangelischen Religionsgemeinschaften, NGOs wie Fridays for Future, Flüchtlingshelferkreisen und Agenda 21, politischen Gremien von Gemeinden sowie Vereinen etwa für Events, Workshops, Tagungen oder Meetings offen stehen. Das Projekt „WirkWerk“ des Evangelischen Bildungswerks Weilheim hat bereits Interesse angemeldet, um dort Veranstaltungen zu organisieren. Aber auch eine Vermietung an Privatpersonen soll möglich sein.
Dass Kirsch, der auch Vertrauensmann des Kirchenvorstands ist, sich nicht nur für Huglfing, sondern in der Apostelkirche generell sehr engagiert, hängt auch mit einem Satz seines verstorbenen Schwiegervaters Jörg von Hayek zusammen: „Frage nicht, was die Kirche für Dich tun kann, sondern frage, was Du für die Kirche tun kannst.“ Das, so erzählt der eigentlich kirchenfern aufgewachsene Soldatensohn aus Kassel, „hat mir zu denken gegeben“. Und bei seinen drei Kindern, die alle in Weilheim aufgewachsen sind, habe er dann gesehen, „welche wichtige Rolle die Kirche spielt“. Seine Rolle in dem Gremium für das Huglfinger Haus sieht Kirsch darin, „die Kreativität anzustoßen, aber zu bremsen, wenn etwas nicht geht“. Und was baurechtlich geht und was nicht, weiß der 54-Jährige nur zu gut: Er arbeitet im Landratsamt in der Abteilung Hochbau und tritt bei Bauten der Kreisbehörde als Bauherr auf. Er kennt sich also mit Vorschriften, Regelwerken und Bestimmungen bestens aus.
Vor kurzem ist die Revitalisierung des Huglfinger Hauses, das früher mal die Turnhalle eines Erholungsdomizils des Müttergenesungswerks war, in die zweite Phase getreten. Das Untergeschoss (Küchen- und Sanitärbereich sowie Garderobe) wurde ausgemistet, aber nur wenig weggeworfen: Vieles ist bei Ebay und auf einem Flohmarkt verkauft worden. Jetzt sollen unter anderem die Wände gedämmt werden, der Holzfußboden überholt und die Küche neu eingerichtet werden. Alles „sparsam, bescheiden und mit viel ehrenamtlichem und gemeinschaftsbildendem Engagement“, so Kirsch.
Das Konzept wird jetzt den Zielgruppen kommuniziert und sie werden zur Teilnahme an den kommenden Aktionstagen zu den Renovierungsarbeiten eingeladen: „An der Resonanz können wir auch sehen, ob das Konzept aufgehen kann.“ Das gemeinsame Arbeiten schafft, so Kirsch, „die Möglichkeit, Menschen für die Kirchengemeinde zu gewinnen, es stärkt die Ökumene und den Zusammenhalt mit den politischen Gemeinden und Vereinen“. Und das Gemeinschaftserlebnis bleibt – selbst wenn der „letzte Versuch“ fehlschlagen und aus dem „Zentrum für sozial-ökologische Transformation“ doch nichts werden sollte.
von Ralf Scharnitzky